Kapitel: Dass Tyll während der Inquisition und angesichts des Todes seines Vaters leichtfüssig und elegant zu den grausamen Versen des Moritatensängers tanzt, ist selbst ein fast unvorstellbarer Akt, den ihm das Leben aufzwingt. Motivation für all die kommenden Eulenspiegeleien? Ein Totentanz.
Der österreichische Autor #Martin Pollack ist 80 Jahre alt geworden. Ich habe seine Bücher stets mit Gewinn, wenn auch mit dem Mut der Verzweiflung gelesen, als eine interessierte Pflicht, das vertuschte Leben unserer Eltern aufzuspüren. Insbesondere #DerToteImBunker hatte es mir angetan.
#derstandard veröffentlicht angesichts seines Geburtstags ein Interview mit ihm:
Eine tolles Anfangskapitel: Dreissigjähriger Krieg. Ein Dorf ist bis jetzt verschont geblieben. Da reist Tyll Ulenspiegel mit seinem Gefolge an und mischt das Dorf auf. Er verbreitet Augenlust und schürt internen Streit. Wenig später ist er verschwunden, Chaos hinterlassend. Kurz danach verödet der Krieg das Dorf.
Schön und knapp beschrieben, ohne die Fallstricke, die bei einem histor. Stoff drohen. Ein bravorös gestalteter Romanbeginn!
Bei Bücher - #Podcasts sei man, wie auch bei Anderen, im Übrigen sehr vorsichtig: die launigen und intellektuell beschränkten Kommentare sind oftmals nervig, der Content eher limitiert. Viel Grossprecherei im Schnitt, viel sich brüstender Grosssprech. Ich nenne hier keine, aber ihr wisst wohl, was ich meine: "... die Themen, der der Roman verhandelt ..." und sich dabei mit seinem Englisch und seinem Wissen vokal brüsten. Nein, ich will keine Bonusfolge, bitte nicht.
📖 #bookstodon#bücher
Der einzige Hoffnungsschimmer den #PeterAuster in seiner Dystopie #ImLandDerLetztenDinge zuzulassen vermag, ist der Glaube an den Text. Doch auch diese Hoffnung führt in die Irre. Die Bibliothek geht in Flammen auf und die gemeinsam dort verfasste Recherche mit ihr. Nur das Tagebuch der Heldin überlebt, doch wie lange? Wird es seinen Empfänger überhaupt erreichen?
Wieder einmal dem Text von #JorgeLuisBorges begegnet, in dem er auf wenigen Seiten das unendliche und geheimnisvolle Wesen seiner Weltbibliothek beschreibt: #DieBibliothekVonBabel (1941)
Der knapp zehnseitige Text ist etwas Besonderes. Er entzieht sich immer wieder dem vollständigen Verständnis durch seine Leser:innen, verliert dabei aber nichts von seiner Faszination.
Im #internetarchive ist der Text in deutscher Sprache frei verfügbar:
@GeschichteFM Zum Thema Vernichtung von Büchern und #Digitalisierung will ich anmerken, dass es vermutlich noch nie so einfach war, Millionen von Büchern zu vernichten.
Wenn beispielsweise die #Amazon-Server ihre #DRM-"geschützten" #Bücher nicht mehr online freischalten, sind extrem viele Produkte auf einen Schlag "vernichtet".
Ganz egal, dass man dafür Geld gezahlt hat. Man erwirbt nur das Nutzerrecht aber ein DRM-Produkt gehört immer nur dem Konzern.
Bin gerade an jener Stelle von Austers Buch angelangt, die von #IreneVallejo in #Papyrus zitiert wird. Sie will damit ihren Leser:innen den Verfall der antiken Bibliotheken illustrieren.
Die Bibliothek, Sinnbild intellektueller Ordnung; Ein Zufluchtsort, in stetiger Auflösung begriffen und doch Symbol der Hoffnung - falls es diese heute noch zu geben vermag.
Ich lese weiter, wohin mich die Lektüre auch zu führen vermag.
Finde einen treffenden Hinweis auf unsere PostCovid Zeit (die Klimakrisenzeit, die Kriegszeit, die Zeit des radikalen Endzeitkapitalismus). Der Text stammt aus den Achtziger Jahren:
"Das ist vielleicht das grösste Problem von allen. Das Leben, so wie wir es kennen, hat aufgehört, und doch ist niemand in der Lage zu begreifen, was an seine Stelle getreten ist."
Faszinierend, das Pack Horse Library Project, in welchem zwischen 1936 und 1943, also während der Grossen Depression, berittenen Bibliothekarinnen die Bewohner:innen der abgelegenen Appalachen mit Bücher versorgten.
Mit diesem sehr ermutigenden Rückblick schliesst #IreneVallejo ihr Buch #Papyrus. Es war wirklich eine Reise wert!
Auf #arte eine sehenswerte Dokumentation über das Leben des kürzlich verstorbenen us-amerikanischen Schriftstellers #PaulAuster aus dem Jahr 2018.
"Sich an den Plan halten und ein Buch schreiben. Das war die einzige Antwort, die Ferguson einfiel. Das Buch schreiben, das wirkliche Feuer durch ein imaginäres ersetzen und hoffen, dass die Mühe mehr als nichts ergeben würde." (4321, 2017)
📖 #Bookstodon#Bucher
Da schreibt #IreneVallajo in ihrem grossartigen Buch #Papyrus einen Satz, der wohl für viele Bibliophile zutrifft. All die Motivation, sein Leben, wenigstens ein Stück weit, der Welt der Bücher zu widmen:
"Die Grosse Bibliothek (d.i. jene von Alexandria) fasziniert mich - die kleine Ausgegrenzte an meiner Schule in Zaragoza -, weil sie für die Vaterlanslosen aller Zeiten ein Vaterland aus Papier erfand."
Travelling with a book, of course, to cover about five and a half hours in a metal tube. Volker Reinhardt's "Der nach den Sternen griff" on the life of Giordano Bruno.
"Lesen ist ein Ritual, das Gestungen und Haltungen umfasst. Gegenstände, Räume, gezielt herbeigeführte Lichtverhältnisse. Um uns auszumalen, wie unsere Vorfahren in verschiedenen Zeiten gelesen haben, müssen wir das Geflecht von Umständen erkunden, in denen sich dieses intime Zeremoniell abspielte: das Betreten der Welt des Buches."
Es ist echt schade, dass es keine Deutsche Ausgabe gibt. Ich hätte das gerne letztens jemand empfohlen, aber der Mensch bevorzugt deutschsprachige Bücher.
Der Besuch der nationalpompösen Lettischen Nationalbibliothek in #Riga war beeindruckend: seine Exponate, die schwindelerregend hohe Bibliothek der Leser, die Ausstellungen, der Blick auf die Stadt vom 11. Stockwerk aus. Die Anregung durch die klandestine Welt der #Bücher hat mich heute Abend dazu bewogen, die Lektüre von #Papyros (2019) der Spanierin #IreneVallejo wieder aufzunehmen. Ich beginne wieder von Beginn an: mit Gewinn!
Die Grauen des Vietnamkriegs extrapoliert in den galaktischen Raum. Drei Jahre nach Veröffentlichung des Buches wird in #ApocalypseNow das Alter Ego von Captain Davidson erstehen: Captain Kilgore.
Trotzdem erzählt Le Guin Neues und das macht den Roman von aus dem Jahr 1976 noch so lesenswert. Es geht um das Träumen und den Wahnsinn unserer Zivilisation, die schon lange nicht mehr träumen kann. Das hat eine gewisse Logik.
Teamkollege hat sich die einzigen #Bücher zu einem Fachthema im #Buchhandel als Print-on-Demand bestellt. Was ankam, war nicht nur verschnitten, litt an ausgewaschenem Druckbild und entbehrte jeglicher Gliederung, nein, die Texte waren auch 100% #KI-Erzeugt und völlig inhaltsleerer #Fake.
Angeblich habe der Autor „Rob Botwright“ (🤔) in einem halben Jahr 80 Bücher von Pascal-Programmierung über IT-Sicherheit bis Stringtheorie bei „Pastor Publishing Ltd.“ veröffentlicht.
Zugegeben, die woke Geschwätzigkeit in #BeckyChambers Erstlingsroman ist nervig, auch das lineare Erzählen und der oberlehrerinnenhafte Erklärmodus. Sind wir jetzt weichgeklopft und gehören wir auch zu den Guten? Das widerstrebt wohl jedem kritischen Geist. Richtige Pronomen machen noch keine Literatur. Muss #Hopepunk immer so naiv daherkommen?
Dennoch, einige Ideen sind spannend, also lese ich weiter im Buch #DerLangeWegZuEinemKleinen ZornigenPlaneten (2014)
Der Held meiner Jugend ist tot: #PaulAuster wurde 77. Ihm verdanke ich eine wunderbare literarische Welt voller Rätsel und Skurrilität. Ihn habe ich mit Vorzug gelesen, oft parallel mit #ThomasPynchon. Gute Reise ins Nichts!
Ein schweres, schön ausgestattetes Kochbuch: #ZuzaZak#Baltikum (2022). Es wird zuhause gelassen, freilich einige Seiten daraus habe ich zum Nachkochen fotografiert.