Eine frühere Freundin von mir meinte mal, sie hätte Dyskalkulie. Nun, nach dem Hören eines Psychologiepodcasts, kann ich sagen: Das stimmt wohl nicht ganz.
Menschen mit Dyskalkulie fehlen die „basic skills“, wenn es um die Mathematik geht. Sie haben bei einstelligen Zahlen Schwierigkeiten anzugeben, welche die größere ist. 1/2
Ich kenne auch eine, die behauptet sie hätte Dyskalkulie.
Stimmt aber nicht: Stimmt aber nicht. Sie hat nur Panik vor Formeln, weil ihr Arschlochvater und ihr unfähiger Physiklehrer ihr jahrelang eingebleut haben, sie sei zu dumm dafür.
@mina@krasse_eloquenz Kurioserweise gibt es auch Lehrerinnen, die vermitteln (direkt oder indirekt), dass Jungs von Natur aus in Mathe besser sind.
Und dieses Mathebashing in der ganzen Gesellschaft ist auch nicht gerade förderlich für angstfreies Heranwagen an die Mathematik.
In der Tat: Sexismus ist beileibe keine alleinige Männerdomäne.
Und ich bin der Überzeugung, dass wir Mathematik in der Schule komplett falsch unterrichten:
Wir versuchen, Kinder und Jugendliche von der Nützlichkeit der Mathematik zu überzeugen und kommen mit irgendwelchen Beispielen und an den Haaren herbeigezogenen Aufgaben, die sie genauso langweilen, wie stupides Rechnen.
Klar ist Mathe sehr nützlich, wenn man sie braucht, aber eben dann.
@mina@krasse_eloquenz
Also ich bekomme meine Nachhilfeschülerinnen soweit, dass sie spüren und zu schätzen wissen, dass das Lösen einer Aufgabe ein zutiefst befriedigendes Gefühl sein kann. Das ist ihnen dann Nützlichkeit genug. 😁
Ich bezweifle, dass dieser Ansatz von (vielen) Lehrkräften in der Schule verfolgt wird.
Lernen und Spaß schließt sich in unserem Schulsystem (u. d. Gesellschaft) ja auch irgendwie aus.
Ja, unsere Gesellschaft steckt immer noch sehr tief im
"Von der Stirne heiß, rinnen muss der Schweiß, soll das Werk den Meister loben."
Darum sind unsere Museen und (Hoch-)Kulturveranstaltungen oft auch so, dass man Sitzfleisch und Geduld mitbringen muss.
So ist es dann auch in der Schule: Man muss schwitzen und nachher eine Leistungskontrolle bestehen und es gibt natürlich eine Rangordnung und Bewertung.
@mina@steinmade Ich denke auch, dass das Elternhaus eine wichtige Rolle spielt. Meine Mutter hat sich schon als Kind eher für "Jungssachen" interessiert und hat mir das so vermittelt. Und mein Vater hat mir Mathe beigebracht, bevor ich in die Schule kam. Daher bin ich gar nicht auf die Idee gekommen, dass ich es nicht könnte. Deshalb habe ich auch Karate gemacht – statt Reiten oder Ballett.
Die "typisch weiblichen" Dinge, wie Tango oder Germanistik, habe ich mir erst später erlaubt.
@krasse_eloquenz@mina
Ja, das Elternhaus spielt eine große Rolle. Mein Vater wurde immer von vielen bedauert, weil er nur 3 Töchter und keinen Sohn hat. Er selber hat uns nie vermittelt, dass wir weniger wert seien. Okay, dass ich im Osten aufgewachsen bin, spielte sicher auch eine Rolle.
UND ich hatte Glück mit meinen Mathelehrerinnen. Die Lehrerin in der Oberstufe konnte dann nix mehr zerstören.
@steinmade Ganz am Rande und doch passend zum Thema: Du machst im Profil keine Angabe zum Geschlecht und ich war mir sicher, du wärst ein Mann. Und nun lese ich das mit den drei Töchtern. 🙃
Manchmal finde ich es lustig, wie man¹ bei manchen Profilen, die nicht eindeutig zuzuordnen sind, implizit annimmt "Das ist eine Frau, das ist ein Mann".
Oft ist es die Sprache oder die Themen, die mich in eine Richtung lenken, und meist liege ich richtig, manchmal aber auch sowas von daneben.
¹eigentlich meine ich mich. Ich kann ja nicht für andere sprechen.
@mina@krasse_eloquenz
Ja, manchmal entdeckt man*, wie sehr man* doch in Schubladen denkt und Vorurteilen unbewusst folgt.
Ich arbeite an mir und versuche, Menschen nur noch in "verhält sich arschig" oder "verhält sich nicht arschig" einzuteilen. Dafür sind Geschlechtsteile ja irrelevant.
@steinmade@mina Na ja, ich hatte mal einen psychologischen Artikel dazu gelesen, dass wir quasi erstmal in Schubladen denken müssen, um in dieser komplexen Welt zurechtzukommen.
Meinen Lehrer*innen kann ich in dem Zusammenhang auch keine Vorwürfe machen.
Ich weiß aber, dass es an der gleichen Schule auch ganz andere gab. Nur hab ich sie halt nicht erwischt.
Und ja: manche Dinge waren im Osten definitiv fortschrittlicher.
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